Funktionärsplattform: Aller guten Dinge sind drei

15.07.2022

Bereits zwei Mal musste die für zwei Tage anberaumte Funktionärsplattform des Raiffeisenverbandes Steiermark in Mariazell coronabedingt abgesagt werden. Ende Juni trafen sich nun rund 70 Eigentümervertreter im obersteirischen Wallfahrtsort zum Informations- und Erfahrungsaustausch.

Alles andere als unter einem guten Stern stand bislang die zweitägige Funktionärsplattform des Raiffeisenverbandes Steiermark im bekannten Pilgerort Mariazell. Ursprünglich für November 2020 anberaumt und dann nochmals ein Jahr später avisiert, fiel die Veranstaltung stets der Corona-Pandemie zum Opfer. Für Juni dieses Jahres wagten die Verantwortlichen im Revisionsverband in Kooperation mit den lokalen Ansprechpartnern schließlich einen dritten Anlauf, dem gut 70 Funktionärinnen und Funktionäre der steirischen Raiffeisen-Genossenschaften folgten.

Minutenlange Standing Ovations

Von ORF-Moderatorin Sandra Suppan gekonnt begleitet, wurde die Veranstaltung zur nachträglichen großen Abschiedsfeier für den langjährigen Bildungsverantwortlichen im steirischen Raiffeisen-Sektor, Erwin Schatz. Der Burgenländer, einer der Gründerväter der Funktionärsplattform vor mehr als zehn Jahren, verabschiedete sich von "seinen" Funktionären im gemütlichen Umfeld, ohne dabei auf das legendäre "Schatzspiel" in Form eines Gruppenschätzspieles zu vergessen. Die anwesenden Eigentümervertreter dankten Schatz mit minutenlangen Standing Ovations für seine Leistungen und Bemühungen.

Immobilienpreise im Fokus

Den Auftakt der Fachvorträge bildete nach einer intensiven Kennenlernphase Raiffeisen-Research-Seniorökonom Matthias Reith. Er ging den Entwicklungen am heimischen Immobilienmarkt anhand von profunden Charts und Analysen nach, insbesondere, ob das Platzen einer Immobilienblase drohe. Derzeit sehe er im Vergleich mit Blick auf die Historie in anderen europäischen Ländern noch keine Anzeichen für ein nahes Ende des schon lange wachsenden Immobilienzyklus in Österreich. "Das größte Risiko geht von einem deutlichen Zinsanstieg aus", so der Experte, wenn auch Reith die fremdfinanzierten Häuslbauer durch vermehrte Fixzinsdarlehen überwiegend gut aufgestellt sieht.

Zu einer gewollten Dämpfung der Preisentwicklung am Immobilienmarkt würden auch die jüngsten Vorschriften der Finanzmarktaufsicht für Wohnbaufinanzierungen führen, meint Reith. Auf diese neuen regulatorischen Vorschriften und deren Auswirkungen auf die Raiffeisenbanken ging im Anschluss Verbandsdirektor Peter Weissl im Detail ein.

Geldfälschern auf der Spur

Mit seinem praxisnahen Vortrag "Rund ums Geld" begeisterte Valentin Schoier von der Oesterreichischen Nationalbank und animierte alle Teilnehmer zum Mitmachen. Gemeinsam wurden Banknoten auf deren Sicherheitsmerkmale untersucht. Ferner gab Schoier einen Einblick in die Methoden der Geldfälscher, die zwar trickreich, aber nicht immer wirklich professionell agieren würden. "Gerade im Falle von Krisen, Kriegen oder großflächigen Systemstörungen ist das Bargeld unersetzlich und das einzige mit Sicherheit funktionierende Zahlungsmittel", so der Fachmann. Daher habe die Bedeutung von "Cash" in den letzten Monaten und Jahren wieder zugenommen, verriet Schoier mit Verweis auf jüngste Umfragen auf europäischer Ebene.

Landesrätin beim abendlichen Sommergesprächen

Der Abend des ersten Tages gehörte nach einem entspannten Abendessen im Hotel Drei Hasen der steirischen Bildungs- und Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß. Die frühere Ministerin ließ es sich nicht nehmen, den weiten Weg nach Mariazell anzutreten, um mit den Raiffeisen-Funktionären bei einem Sommergespräch bis spät in den Abend über Fragen der Bildung, Gesellschaft, Gesundheit und Pflege zu diskutieren sowie mit einem Gläschen Wein anzustoßen.

Versorgungssicherheit als Thema der Stunde

In die Welt der landwirtschaftlichen und industriellen Rohstoffe entführte RWA-Generaldirektor Reinhard Wolf die nach einer morgendlichen Turnübung bestens aufgewärmten Tagungsteilnehmer zu Beginn des zweiten Tages. "Um die Versorgung mit landwirtschaftlichen Produkten und Lebensmitteln müssen wir uns in Österreich keine großen Sorgen machen", informierte Wolf. Ganz anders sehe bei einzelnen Energieformen aus, insbesondere bei Gas. Damit seien hohe Kosten für Energie und Energieträger automatisch verbunden. Den Ausweg skizzierte der Top-Manager in einem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien in einem starken Europa. Diesbezüglich kritisierte der Lagerhaus-Kapitän die direkte und indirekte strategische Unterwanderung der bedeutendsten Rohstoff- und Energiesegmente in Westeuropa in den letzten Jahren durch Russland und andere autokratische Staaten.

Holz als Rohstoff der Zukunft

Werbung für Holz als klimafreundlichen Rohstoff, dem die Zukunft gehöre, machten der oberösterreichische Holzbauunternehmer Erich Wiesner und die Geschäftsführerin von pro Holz Steiermark, Doris Stiksl. Gerade Wiesner sorgte mit den von seiner WIEHAG-Gruppe weltweit errichteten Holzkomplexen für Begeisterung und Staunen. Dazu zählen U-Bahn-Stationen in London, Hochhäuser in den USA und Australien, Einkaufszentren in Israel, eine Universität in Singapur oder Automobil-Erlebniswelten in Skandinavien.

Dass dem Rohstoff Holz nicht nur beim Bauen kaum Grenzen gesetzt sein, sondern von der Gesundheit über Mode bis hin zum Verkehr im täglichen Leben von großer Bedeutung sein werde, veranschaulichte Doris Stiksl. Besonders für Raiffeisen mit seinem Bankgebäuden und Lagerhäusern sei es künftig notwendig, mit einem guten Beispiel voranzugehen um zur globalen Klimawende beizutragen.