Passivhaus-Bank mit Steirer-Knowhow für den Wienerwald

13.03.2014

In Pressbaum nahe Wien wurde Ende 2013 mit kräftiger Unterstützung der Bauexperten des Raiffeisenverbandes Steiermark das erste Passivenergie-Bankgebäude Niederösterreichs eröffnet.

Wir wollten nicht nur darüber reden, sondern selbst auch etwas tun." So umschreibt Direktor Alfons Neumayer, Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Wienerwald, die Motivation, das in die Jahre gekommene Bankgebäude in Pressbaum nicht nur einfach zu renovieren, sondern den "Betonbunker" in ein modernes Passivhaus zu verwandeln. Nach einer fünfzehnmonatigen Bauzeit wurde die Hauptanstalt der Raiffeisenbank in Pressbaum Ende Oktober letzten Jahres eröffnet.

Das alte Gebäude wurde im Jahr 1983 errichtet, in den 90ern und im letzten Jahrzehnt erfolgte jeweils eine bauliche Adaptierung. Die Vor-Überlegungen in der Raiffeisenbank Wienerwald für eine umfassende Sanierung liefen bereits seit dem Jahr 2006. "Das alte Gebäude war ein ziemlicher Energiefresser. Wir hatten noch eine Stromheizung und das war natürlich relativ teuer", so Neumayer.

Hilfreich zur Seite stand Neumayer und seinem Team dabei der Leiter der Abteilung Organisation im Raiffeisenverband Steiermark, Ludwig Rabold. Er war es auch, der aufgrund seiner Erfahrung im Bereich der Energieeffizienz im Vorfeld der Umbauarbeiten die gängigen Klischees über Passivhäuser ausräumen konnte. Vorurteile wie zum Beispiel, dass Fenster nicht geöffnet werden dürfen und man sich mit einem Passivhaus von der Außenwelt abschotten müsse, was speziell für eine Bank mit Kundenverkehr nicht sehr praktikabel wäre. Die Raiffeisenbank Wienerwald setzte auf eine umfassende Information aus der Steiermark, auch insbesondere bei den eigenen Mitarbeitern und Funktionären.

Die besondere Herausforderung bei dem Vorhaben lag darin, dass es sich um keinen kompletten Neubau, sondern um den Umbau eines bestehenden Gebäudes handelte. "Da gestaltete sich die Umsetzung um einiges schwieriger, weil wir ja auch Nachbarhäuser haben und zum Beispiel die an diese angrenzenden Wände auch neu isolieren mussten", erklärt Neumayer.

Die Fassade des viergeschoßigen Gebäudes (inklusive Keller) wurde thermisch saniert und auch die Energieversorgung wurde auf erneuerbare Energieträger umgestellt. Das gesamte Gebäude mit seiner Nutzfläche von 805 Quadratmetern wird nun über eine Wärmepumpenanlage, basierend auf neun Tiefenbohrungen mit einer Tiefe von bis zu 150 Meter, beheizt und gekühlt. Eine Photovoltaikanlage (20 kW-Peak) auf dem Flachdach liefert elektrischen Strom. Die durch die Passivbauweise entstandenen Mehrkosten hofft Neumayr "bei gleichbleibenden Energiepreisen" innerhalb der nächsten zehn bis elf Jahre wieder hereinzubekommen.

Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase, in der sich Temperatur und Raumklima einspielen mussten, zeigt sich Neumayer nun sehr zufrieden mit dem Ergebnis der Umbauarbeiten. "Es passt jetzt für alle sehr gut. Und was viele besonders schätzen, ist, dass das Haus durch den Lichtschacht auch im Inneren sehr hell und freundlich ist." Sensoren sorgen dafür, dass die Lichtstärke automatisch an die Lichtverhältnisse angepasst wird. Ob die Kunden bemerken würden, dass sie sich in einem Passivhaus befinden? "Nein, ich hoffe auch nicht, dass sie etwas merken. Schließlich sollen sie sich in erster Linie wohlfühlen", so Neumayer.