Steirische Saatgutvermehrer diskutieren Eiweißstrategie

19.02.2019

Die Saatgutvermehrer der Steirersaat-Genossenschaft trafen sich am Ende November zu einer Fachtagung mit anschließender Generalversammlung am Steiermarkhof in Graz. Diese stand ganz im Zeichen des Hülsenfrüchte-Anbaues und einer neuen Eiweißstrategie in Europa.

Obmann Christian Konrad eröffnete am 23. November die Fachtagung und berichtete über das letzte Produktionsjahr der steirischen Saatguterzeuger. Jährlich werden auf rund 3500 Hektar Saatgut diverser Kulturen über die steirischen Saatgutorganisationen produziert. Das sind rund zwölf Prozent der jährlichen Gesamtproduktionsfläche der RWA. Schwächere Ertragsergebnisse in der Saatgetreidevermehrung standen sehr guten Erträgen in der Hybridmais- und Sojabohnenvermehrung gegenüber. Ebenfalls zufriedenstellend verlief im Jahr 2018 die Pflanzkartoffelproduktion. Hier liegen die Erwartungen besonders gute Absätze zu erzielen, äußerst hoch, da die Trockenheit in vielen Produktionsländern Europas zu Ertragsausfällen geführt hat.

Stärkung des Standortes Lannach

Steirersaat-Geschäftsführer Johann Posch berichtete im Detail über aktuelle Entwicklungen in der Saatgut- und Backsaatenproduktion. Der Abbau des Saatgetreideüberlagers und geringere Erntemengen bei Wintergerste, -weizen und -triticale führten letztendlich zu Engpässen im Herbstanbau. Die extrem frühe Aussaat brachte auch Lieferverzögerungen mit sich. Mit dem künftigen Ausbau der Kapazitäten in Lannach und Korneuburg soll eine rechtzeitige Saatgutbereitstellung nachhaltig gesichert werden. Bei Hybridsaatmais blickt man auf eine Jahrhunderternte zurück, in allen Regionen lagen die Ertragsmengen über dem Plan. Somit steht für den Anbau im Frühjahr 2019 ausreichend Saatgut in bester Qualität zur Verfügung.

Regionale Saatgutverteilung wichtig für Versorgung

Das Die Saat-Sortenportfolio konnte durch neue, leistungsfähige Mais-, Sojabohnen- und Ölkürbissorten ergänzt werden. Das Halten der Marktanteile in Österreich sowie der Ausbau des Exportgeschäfts in Richtung Süd- und Osteuropa sind ein Garant für bessere Absatzquoten. Der Stabilisierung der Saatgutvermehrerpreise muss künftig Priorität eingeräumt werden. Posch: "Diese sind neben den politischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen entscheidend, um leistungsfähige Vermehrungsbetriebe für die Saatgutproduktion für unserer Region zu garantieren. Gerade das Jahr 2018 zeigt auf, wie wichtig eine regionale Verteilung der Saatgutproduktion für eine gesicherte Versorgung am nationalen und internationalen Markt ist."

EU importiert 60 % des pflanzlichen Rohstoffbedarfes

Für das erste Fachreferat konnte Manuela Specht, Referentin der Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen gewonnen werden. Sie berichtete, dass die EU derzeit 60 % ihres Bedarfes an eiweißhaltigen pflanzlichen Rohstoffen - primär für die Tiernahrung - importiere. Der Wert der Importe liegt jährlich bei 9 bis 12 Milliarden Euro. Die Nachfrage nach pflanzlichen Proteinen dürfte gemäß den Agrarmarktaussichten bis 2030 weiter stark zunehmen, so die deutsche Expertin. Durch die Umstellung von konventioneller Landwirtschaft auf ökologischen Landbau würde ebenso die Nachfrage nach heimischen Bio-Futtermitteln steigen.

Trends zeigen starken Bedarf an pflanzlichen Eiweißen

Mit den Perspektiven und Herausforderungen der Körnerhülsenfrüchte im nachhaltigen Ackerbau beschäftigte sich der Wissenschaftliche Leiter des Versuchsgutes Merklingsen an der Fachhochschule Südwestfalen, Bernhard C. Schäfer. Aktuelle Ernährungstrends würden einen stark wachsenden Bedarf an pflanzlichen Eiweißen zeigen. Körnerhülsenfrüchte wären ein wichtiger Baustein für einen nachhaltigen und zukunftsfähigen Ackerbau und könnten zur Lösung zahlreicher pflanzenbaulicher Herausforderungen beitragen.