Wirtschaftsuni bereitet Genossenschaften große Bühne

24.02.2022

Die Genossenschaft ist eine besondere Rechtsform, sie ist aber vor allem eine besondere Organisationsform. Und dabei ein Alleskönner. Aus diesem Grund rief die Wirtschaftsuniversität Wien im Jahr 2021 gleich zwei Mal den "Tag der Genossenschaften" aus, der jeweils virtuell abgehalten wurde.

Was lange währt, wird endlich gut. So auch die Veranstaltung „Tag der Genossenschaften“, die vom Forschungsinstitut für Kooperationen und Genossenschaften in Zusammenarbeit mit den drei „großen“ Genossenschaftsverbänden (Österreichischer Genossenschaftsverband (ÖGV), Österreichischer Raiffeisenverband (ÖRV) und Österreichischer Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen (GBV)) umgesetzt wurde. Wie in vielen anderen Lebensbereichen war es das Corona-Virus, das dem ursprünglich geplanten Veranstaltungsdesign einen Strich durch die Rechnung machte.

Aus der Not eine Tugend gemacht

Konzipiert wurde der „Tag der Genossenschaften“ zunächst für den 20. Oktober 2020 und als umfangreiche Leistungsschau von mehr als 30 genossenschaftlich organisierten Unternehmen am Campus der Wirtschaftsuniversität Wien, die jedoch der dritten Corona-Welle zum Opfer fiel. Zahlreiche Fachvorträge, Pressekonferenzen und die Vorstellung eines Schulpakets sollten dazu beitragen, dass die oft unterschätzte Organisations- und Rechtsform der Genossenschaft einem breiten Publikum zugänglich gemacht wird.

Den Umständen entsprechend wurde die Veranstaltung in den virtuellen Raum verlegt und schließlich am 29. Juni 2021 erstmals aus dem Festsaal 1 der Wirtschaftsuniversität an über 200 interessierte Zuhörer live gestreamt. Der Erfolg war so groß, dass die Verantwortlichen am 17. November der vielfachen Bitte nachgekommen sind, eine Wiederholung der Veranstaltung abzuhalten.

Theorie gepaart mit Best Practice

Fachvorträge zu den historischen, rechtlichen und organisationstheoretischen Spezifika der Genossenschaft stellten das Grundgerüst – sozusagen den fachlich-theoretischen Input – dar. Präsentationen der drei großen österreichischen Genossenschaftsverbände boten Einblick in die Vielfalt der Genossenschaften in Österreich. Auch kam jeder Verband der Einladung nach, eine Mitgliedsgenossenschaft zu der Veranstaltung sozusagen „mitzubringen“, die aus ihrer genossenschaftlichen Praxis berichtete.

Für die Raiffeisen-Organisation referenzierte Genossenschaftsstratege Justus Reichl auf Friedrich Wilhelm Raiffeisen, einen der Gründerväter der Genossenschaftsidee und schilderte, warum der Gedanke des gemeinsamen „Anpackens“ gerade in der heutigen Zeit eine Renaissance erfährt. Ergänzend wurde sein Input beim ersten Termin im Juni von Gerald Harrer, Gründungsmitglied der ESIT Ersten Steirische IT-Genossenschaft mit Sitz in Semriach. Anhand dieses Echtbeispieles wurde demonstriert, dass genossenschaftliche Zusammenschlüsse ein Instrument sein können, um die Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam zu bewältigen.

ÖRV-Syndikus Markus Dellinger widmete seinen Vortrag den gesetzlichen Grundlagen der Genossenschaft und dem „naturalen“ Förderprinzip, das Genossenschaften zugrunde liegt: Dieses führt dazu, dass nicht vorrangig der bilanzielle Gewinn der Genossenschaft das Ziel dieser Gesellschaftsform darstellt, sondern dass die Mitglieder der Genossenschaft selbst bestimmen, welche Zwecke die Genossenschaft verfolgen soll.

Unterrichtspaket für Genossenschaften

Zum Abschluss der Veranstaltung stellten die Bildungsexperten Gottfried Kögler und Rosanna Steininger ein Unterrichtspaket für Genossenschaften vor, das eine intensivere Auseinandersetzung mit der Genossenschaft als Organisations- und Rechtsform in Schulen zum Ziel hat. Dazu zählt unter anderem ein „Genossenschaftsspiel“, bei dem die Schülerinnen und Schüler spielerisch die Vielfalt der österreichischen Genossenschaften kennenlernen.