Mitte November trafen sich die Raiffeisen-Funktionär:innen der Steiermark im Veranstaltungszentrum Niklasdorf zur zweiten Funktionärsplattform in diesem Jahr. Im Fokus standen aktuelle Themen rund um Governance, Mitgliederbindung, Digitalisierung und gesellschaftliche Entwicklungen.
Unter dem Motto „Weitblick 360° – Karriere, Sicherheit und Märkte neu denken“ stand die zweite Funktionärsplattform des Raiffeisenverbandes Steiermark in diesem Jahr, die wieder eine große Anzahl an Eigentümervertreter:innen steirischer Raiffeisenbanken nach Niklasdorf zog.
Verbandsdirektor Peter Weissl als Eröffnungsredner betonte die Bedeutung klarer Richtlinien zu Interessenskonflikten und deren konsequenter Umsetzung im Leitungsorgan. Potenzielle und tatsächliche Konflikte müssen offengelegt, bewertet und dokumentiert werden. Die bestehende Interessenskonflikt-Policy wird derzeit überarbeitet und ab Anfang 2026 durch ein Compliance-Cockpit ergänzt. Zugleich hob Weissl die Mitgliedschaft in Raiffeisen-Genossenschaften als strategischen Vorteil hervor. Junge Menschen verbinden mit Genossenschaften Werte wie Regionalität, Solidarität und Gemeinschaft. Um Mitgliederzahlen zu stabilisieren und die Bindung zu stärken, sollen unter anderem Punkteprogramme, regionale Vergünstigungen, Bildungsangebote und Solidaritätsfonds künftig umgesetzt werden.
Frauenanteil in Gremien steigt
Einen wichtigen Meilenstein erreichte der steirische Funktionärinnen-Beirat im laufenden Jahr: Mit einem Gesamtanteil von 28,3 Prozent weiblicher Funktionär:innen liegt die Steiermark österreichweit an dritter Stelle und übertrifft das gesetzte Ziel von 25 Prozent. Doris Grantner-Planitzer, Michaela Stock und Franziska Schilcher trugen maßgeblich zu diesem Erfolg bei. Neu dazugekommen ist Daniela Monschein, die seit Anfang des Jahres im Beirat aktiv ist. Bei der Funktionärsplattform hatte sie erstmals die Gelegenheit, den Beirat zu repräsentieren und wertvolle Einblicke zu geben. Für den Zeitraum bis 2030 wurden neue Zielvorgaben definiert: In allen Banken und Lagerhäusern soll der Frauenanteil auf 33 Prozent steigen, langfristig ist eine 50-prozentige Beteiligung die Vision. Besonders in der Steiermark zeigt sich, dass aktive Förderung Früchte trägt und als Vorbild für andere Bundesländer dienen kann.
Karrierewege bewusst gestalten
Margit Waldauer, Geschäftsleiterin der Raiffeisenbank Zirbenland, verdeutlichte in ihrem Impulsreferat, dass Karriere viele Gesichter hat. Sie sprach auch über den „Gender Pay Gap“: Unterschiede in der Entlohnung entstehen oft im Laufe des Berufslebens, etwa durch Teilzeit oder Karenzzeiten. Waldauer verwies auf die EU-Entgelttransparenzrichtlinie, die bis Juni 2026 umgesetzt werden muss, um faire Lohnverhältnisse zu fördern. Chancen für Frauen innerhalb der Raiffeisen-Organisation liegen im bewussten Gestalten eigener Karrierewege, fachlicher Weiterentwicklung – auch während der Karenz – und gestärktem Selbstverständnis: „Vorsorge ist Selbstfürsorge.“ Karriere bedeutet nicht zwingend eine Führungsposition; auch Schlüsselpositionen in Marketing, Personal oder Stabsstellen sind entscheidend für Gestaltung und Wirkung einer Raiffeisenbank.
Cybercrime im Blick
Ernst Rammel vom Bezirkspolizeikommando GU bot praxisnahe Einblicke in Cybercrime und Präventionsmaßnahmen. Er erläuterte aktuelle Bedrohungen wie Ransomware, Phishing und Internetbetrug sowie die zunehmende Professionalisierung von Angriffen, etwa bei Kryptowährungen oder gefälschten Bewerbungen.
Wichtige Präventionsmaßnahmen umfassen Sicherheitsbewusstsein, regelmäßige Backups, Software-Updates und starke Passwörter. Praktische Tipps: Mails kritisch prüfen, keine Anhänge von unbekannten Absendern öffnen und verschlüsselte Cloud- oder Offline-Backups nutzen. Der Abteilungsinspektor hob auch die Rolle der Polizei und den Austausch zwischen Behörden und Unternehmen hervor, um Cybercrime effizient zu bekämpfen und Prävention zu stärken.
Omni-Kanal-Management bei Raiffeisen
Peda Bukvic (Raiffeisen-Landesbank Steiermark) zeigte, wie Raiffeisen persönliche Beratung mit digitalen Kanälen kombiniert, um Kund:innen individuell und zur richtigen Zeit anzusprechen. Durch datengetriebene Analysen, KI und Hyperpersonalisierung werden Angebote, Inhalte und Kanäle exakt auf Bedürfnisse und Präferenzen abgestimmt. Beispiel: Kreditkartenkampagnen für Reisende – je nach Kund:innentyp, Kanalpräferenz und Lebenssituation wird der Content personalisiert ausgespielt. Die Kombination aus digitaler Effizienz und persönlicher Nähe sorgt für stärkere Kundenbindung und effizientes Marketing.
Trump als „neues Normal“
Politexperte Thomas Hofer analysierte in seinem Vortrag die Strategien von Donald Trump und die Veränderungen in der politischen Kommunikation. Trump setzt auf Einfachheit, Emotionalität und Bilder, während Fakten oft in den Hintergrund treten. Entscheidend ist die erzeugte Stimmung. Ein Schwerpunkt lag auf Framing, wiederholten Botschaften und der Nutzung von Medienüberlegenheit. Trumps Vorgehen wirke erratisch, folge jedoch klaren Mustern, so Hofer: Offensive statt Defensive, kontinuierliche Mobilisierung seiner Zielgruppe und strategischer Populismus. Auch andere Politiker:innen kopieren Teile seines Ansatzes, was auf seinen internationalen Einfluss zeigt. Hofer betonte, dass politische Entscheidungen zunehmend von Emotionen und Identitätsfragen geprägt werden – nicht nur in den USA, sondern auch in Europa. Künftige Entwicklungen, wie der Einsatz von KI, werden politische Kommunikation weiter verändern. Erfolgreiche Institutionen und Unternehmen bauen Nähe, Vertrauen und klare narrative Strategien auf. Politische Kommunikation entwickele sich zu einem Mix aus Emotion, Technik und Storytelling – ein „neues Normal“, das auch Europa prägt.