Wirtschaftliche Unsicherheit, technologische Innovationen und neue Risiken standen im Fokus der Bundesrevisor:innenkonferenz 2025. Über 250 Expert:innen diskutierten in Raaba-Grambach über die Zukunft der Revision im Raiffeisensektor – mit klaren Worten und neuen Wegen.
Die Bundesrevisor:innenkonferenz 2025 stand ganz im Zeichen wachsender wirtschaftlicher und geopolitischer Unsicherheiten. Über 250 Teilnehmer:innen aus ganz Österreich kamen diesmal in der Raiffeisen-Landesbank Steiermark in Raaba-Grambach zusammen, um zentrale Herausforderungen und Zukunftsthemen für den Raiffeisensektor zu diskutieren – insbesondere im Bereich der Prüfung, Kommunikation und technologischen Entwicklung. Nach 16 Jahren tagte die Veranstaltung nun wieder in der Steiermark.
Klare Worte
Der Generalanwalt des Österreichischen Raiffeisenverbandes, Erwin Hameseder, betonte in seiner Eröffnungsrede, dass die Revision „eine unverzichtbare DNA von Genossenschaften“ sei, die angesichts neuer Risiken weiterentwickelt werden müsse. Die steigende Zahl notleidender Kredite (NPL) sei ein Warnsignal: „Eine NPL-Quote von zwei Prozent war schon eine Besonderheit – jetzt liegen wir bei fünf Prozent.“ Hameseder kritisierte auch riskante Immobilienprojekte fernab des genossenschaftlichen Kerngeschäfts: „Das war und ist ein absolut ungesundes Wachstum“ und rief die Revisor:innen auf, „klare Worte zu finden, die verstanden werden.“
Ein zentrales Thema war die Kommunikation im Prüfbetrieb, wie ÖRV-Generalrevisor Michael Laminger unterstrich: „Wichtig ist, dass wir unsere Prüfungsergebnisse so kommunizieren, dass sie verstanden und rasch umgesetzt werden.“ Auch Sonja Rauschütz, Kommunikationsexpertin, hob hervor, wie essenziell die Art der Kommunikation sei: „Wie wir kommunizieren, ist der größere Anteil dessen, was beim Gegenüber ankommt.“
KI auch in der Prüfung am Vormarsch
Technologische Entwicklungen, insbesondere der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI), rückten stark in den Fokus. Vorstandsdirektorin Ariane Pfleger von der RLB Steiermark betonte das Potenzial: „Mittel- und langfristig hat diese Technologie sehr, sehr viel Potenzial.“ Florian Brugger, Leiter Data Science in der RLB, warnte jedoch vor überzogenen Erwartungen: „Die Erwartungshaltung ist zu hoch – kurzfristige Produktivitätssprünge sind (noch) nicht realistisch.“ Auch im Prüfbetrieb werde KI bald eine größere Rolle spielen, so Laurenz Schwelle (Multicont): „Die Berührungspunkte mit KI in der Abschlussprüfung sind unvermeidbar und bringen auch neue Risiken mit sich.“
Ein wichtiger Schritt in Richtung Digitalisierung sei der Rollout der neuen Prüfsoftware „Smart Revision“, so Markus Weinmayr vom ÖRV: „550 Nutzer haben bereits 70.000 Dokumente abgelegt – aktuell laufen 400 Prüfaufträge.“
Hohe Unsicherheit in der Wirtschaft
Neben technologischem Fortschritt wurden auch die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen analysiert. Fiskalratspräsident Christoph Badelt charakterisierte die Lage als „durch ein hohes Maß an Unsicherheit geprägt.“ Obwohl leichte Besserung in Sicht sei, warnte er: „Dass wir derzeit einen Staatsanteil von über 50 Prozent haben, ist im europäischen Vergleich eine Spitzenleistung – aber im negativen Sinn.“
Abschließend erinnerte ÖRV-Generalsekretär Johannes Rehulka an die Verantwortung der Revisoren für den wirtschaftlichen Erfolg der Genossenschaften: „Der Raiffeisensektor ist mit 35 % Marktanteil Marktführer – das bringt viel Verantwortung mit sich.“ Die enge Kooperation der Revisionsverbände sei dafür ein wesentliches Fundament, wie Peter Weissl betonte: „Gerade weil viele Themen ähnlich sind, ist der Austausch so wertvoll.“
Den Abend zwischen den beiden Konferenztagen genossen die Teilnehmer:innen auf Einladung der Raiffeisen-Landesbank Steiermark und des Raiffeisenverbandes Steiermark in der Alten Universität im Herzen von Graz. Höhepunkt der von Sandra Suppan moderierten Abendveranstaltung war der Auftritt des bekannten Musikkabarettisten Christof Spörk.