Neue Genossenschaften: Biowärme aus der Nähe boomt

04.02.2021

Vor rund eineinhalb Jahren wurde im weststeirischen St. Martin am Wöllmißberg die genossenschaftliche Nahwärme St. Martin gegründet. Diese versorgt nun bereits den zweiten Winter die Bevölkerung mit regionaler Wärme. Auch in Wettmannstätten wurde unlängst eine neue Biowärmegenossenschaft gegründet.

Sechs Mitglieder bilden die Genossenschaft, mit zehn Abnehmern sind alle öffentlichen Gebäude im Zentrum der Gemeinde sowie das Gasthaus und Wohnhäuser im Kerngebiet der Kommune unweit von Köflach angeschlossen. Mit dem Bau der Anlage und des Leistungsnetzes wurde im Herbst 2019 begonnen. Schon im Dezember 2019 wurde die Heizanlage im neuen Rüsthaus der Gemeinde erstmals in Betrieb genommen. Beim Bau wurde auf Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Wertschöpfung ein besonderes Augenmerk gelegt. Die Kesselleistung beträgt zweimal je 100 Kilowatt. Bei den Grabungsarbeiten für die Fernwärmeleitung wurde parallel auch die Leerverrohrung für Breitbandinternet verlegt.

„Wärme aus regionaler Biomasse ist krisensicher und steht für lokale Wertschöpfung sowie Nachhaltigkeit. Zudem ist sie preiswert. Der vorhandene persönliche Kontakt zwischen den Produzenten und Kunden ist ein großer Vorteil“, freut sich Revisionsspartenleiter Johann Hansbauer, der gleichzeitig als Bürgermeister von St. Martin am Wöllmißberg fungiert, über das umgesetzte Projekt. Heizwerke sind laut Hansbauer auch ein Magnet für andere Gewerbebetriebe und interessante Geschäftspartner. Schon im zweiten Jahr ihres Bestehens hat die Genossenschaft rund um Obmann Johann Horst Gspurning kräftige wie innovative neue Schritte geplant. Dächer in Umgebung des Heizwerks sollen angemietet werden, um Solarkollektoren zu montieren. Mit dem Warmwasser aus Solarenergie soll ein perfektes Sorglospaket für die Leute geboten werden. Langfristig soll dann der gesamte Ortsbereich mit Wärme und Warmwasser der Genossenschaft versorgt werden.

Umgründung zur Genossenschaft

Bereits im Jahr 2004 wurde das Biomasseheizwerk Wettmannstätten errichtet und als Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet. Im Laufe der Zeit stellte das aber alle Beteiligten zusehends vor Probleme, etwa im sozialrechtlichen Bereich. Die Umgründung in eine Genossenschaft im Jahr 2020 erwies sich für alle Beteiligten als ideale Lösung. Zudem gingen die sechs bäuerlichen Gründungsmitglieder mit Unterstützung des Raiffeisenverbandes Steiermark in die Offensive und strichen die zahlreichen Vorteile von Wärme aus heimischer Biomasse hervor. Besonders betont wurden die Aspekte Regionalität, Klimaschutz und Komfort. Ein 15-jähriger Preisvergleich stellt dem Wärmetarif gegenüber der Einzelheizung mit Öl oder Gas ein hervorragendes Zeugnis aus. Heute werden 26 Privathäuser sowie Gemeindebauten und Gewerbebetriebe versorgt. Die Kesselleistung des Heizwerks beträgt 500 Kilowatt.